Wie Frauen die Bauindustrie mitgestalten: Architektur, Nachhaltigkeit und biologisches Bauen
Heute hat meine Tochter Geburtstag. Und zu ihren Ehren widme ich das heute Blogthema all den großartigen Frauen in der Bauindustrie.
Die Bauindustrie hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt, und immer mehr Frauen tragen aktiv dazu bei, diese Veränderungen voranzutreiben, aber da ist noch sehr viel Luft nach oben.
In Österreich kommen beispielsweise auf 2.500 Architekten gerade mal 240 Architektinnen. Ausgebildet werden viele, aber in der Selbstständigkeit und in relevanten Funktionen landen nur wenige.
Sybille Pirklbauer, Referentin Abteilung Sozialpolitik der Arbeiterkammer Wien, sagte dazu:
„Frauen fehlen beim Planen und so werden ihre Bedürfnisse nicht ausreichend berücksichtigt – die Lebenswelten von Frauen sind anders als jene der Männer. Frauen sind Nachhaltigkeitsexpertinnen, da sie ein höheres Gesundheits- und Umweltbewusstsein haben und vorrangig für die Reproduktion zuständig sind.
Es gibt viele Studien-Abschlüsse, aber kaum selbständige Architektinnen und Funktionärinnen. Dies weist auf starke strukturelle Barrieren hin und ich verwehre mich dagegen, dass dieser Umstand in der Diskussion zumeist durch Individualisierung abgeschwächt oder beiseitegeschoben wird.
Strukturelle Änderungen stoßen immer auf hohen Widerstand, weil es auch Verlierer gibt.
Frauen können die Zukunft der Branche aber nur mitgestalten, indem sie ihre einzigartigen Perspektiven, ihre Leidenschaft für Nachhaltigkeit und ihre unternehmerische Energie einbringen.“
Heute schreibe ich darüber, wie sich Frauen doch einbringen und mitgestalten, insbesondere im Zusammenhang mit Architektur, Nachhaltigkeit und dem biologischen Bauen.
Ich teile auch inspirierende Geschichten von Unternehmerinnen in der Branche mit euch, die meiner Meinung nach große Pionierarbeit leisteten und leisten.
Frauen in der Bauindustrie: Ein Blick auf die Veränderungen
Die Bauindustrie war lange Zeit von Männern dominiert. Noch in den 90er-Jahren habe ich zu hören bekommen, dass Frauen am Bau nichts verloren hätten. Gott sei Dank ändert sich dieser Trend gerade rapide. Frauen haben begonnen, in verschiedenen Bereichen der Branche Fuß zu fassen, angefangen bei der Architektur bis hin zu Bauprojekten und vor allem als Unternehmerinnen. Inzwischen sehe ich auch hin und wieder junge Frauen als Praktikantinnen auf Baustellen, immer noch selten, aber Mann gewöhnt sich schon langsam daran.
Diese Veränderungen sind nicht nur positiv für die Branche selbst, sondern tragen auch zu mehr Verständnis und Gleichberechtigung in der Gesellschaft bei und daher auch zu Vielfalt und Innovation.
Architektur und das weibliche Auge
Architektur ist weit mehr als nur das Entwerfen von Gebäuden. Es ist gleichzeitig große Kunst und Wissenschaft, die gebaute Umwelt zu gestalten und zu beeinflussen. Frauen bringen eine einzigartige Perspektive in die Architektur ein, die sowohl Funktionalität als auch Ästhetik von Gebäuden bereichert.
Der Einfluss von Frauen auf die Gestaltung von öffentlichen Räumen, Wohnhäusern, Bürogebäuden und mehr ist wichtig für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Ihre kreativen Ideen und innovativen Ansätze tragen dazu bei, die Architekturbranche aufzufrischen und neue gesellschaftliche Standards zu setzen.
Nachhaltigkeit als treibende Kraft
Die Bedeutung der Nachhaltigkeit am Bau kann ich nicht genug betonen. Die Welt steht vor drängenden Problemen und vor allem Frauen haben erkannt, dass nachhaltiges Bauen und Wirtschaften der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen ist.
Es umfasst die Verwendung biologisch hochwertiger Baumaterialien, Energieeffizienz, Abfallreduzierung und die Integration erneuerbarer Energiequellen. Frauen, die sich in diesem Bereich engagieren, sind Vorreiterinnen, nicht nur bei der Umsetzung nachhaltiger Bauprojekte, sondern es geht meist auch einher mit sozialem Mitgefühl und Engagement und gesellschaftlicher Innovation.
Biologisches Bauen und ökologische Innovation
Eine aufstrebende Bewegung in der Bauindustrie ist das biologische Bauen, das sich auf die Integration von natürlichen Materialien und ökologisch nachhaltigen Prinzipien konzentriert. Frauen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung dieser Konzepte, weil besonders uns Frauen viel daran liegt, unsere Welt, unsere Wohnumgebung ein wenig besser zu machen. Biologisches Bauen beinhaltet die Verwendung von Materialien wie Lehm, Holz, Stroh und Recyclingprodukten. Diese Materialien sind nicht nur umweltfreundlich, sondern schaffen gesündere Innenräume. Wir setzen hier maßgeblich neue ökologische Standards – für unsere Kinder und Kindeskinder.
Unternehmerinnen in der Bauindustrie
Frauen, die in der Bauindustrie erfolgreich sind, mussten oft ihren ganz eigenen Weg finden, um ihre Visionen zu verwirklichen. Sie kämpften nicht nur gegen den Widerstand gegen ihr Geschlecht, sondern waren oft auch Vordenkerinnen und Vorkämpferinnen die Nachhaltigkeit betreffend.
Hier sind einige inspirierende Geschichten von Unternehmerinnen, die die Entwicklung maßgeblich mitgestalteten und auch in Zukunft gestalten:
Margarete Schütte-Lihotzky: Sie war eine österreichische Architektin und Unternehmerin und die erste Frau, die diesen Beruf in Österreich umfassend ausübte. Sie beschäftigte sich mit Fragen des Wohnens und der Rationalisierung der Hauswirtschaft. Sie entwickelte die „Frankfurter Küche“, den Prototyp der modernen Einbauküche, das „Labor einer Hausfrau“, das auf den Grundlagen der „Griff- und Schrittersparnis“ auf minimalem Raum ein Maximum an Ausstattung bietet, um den Frauen die Arbeit zu erleichtern. Wenn das mal nicht nachhaltig ist!
Ursula Schneider - Pionierin im Bereich des biologischen Bauens: Ursula Schneider ist die Mitbegründerin des Wiener Büros POS-Architekten und Vorsitzende des Ausschusses Nachhaltigkeit der Bundeskammer der Ziviltechnikerinnen. Seit über 30 Jahren liegt ihr Fokus in der ökologischen und klimasensitiven Architektur. Seit 2001 ist sie verstärkt im Bereich der innovativen und angewandten Bauforschung und des Consultings in den Themenbereichen Passivhaus, Tageslichtarchitektur, Plusenergiestandard, CO2-neutrales Bauen, cradle to cradle, Kreislauffähigkeit, Nutzerkomfort und Gebäudebegrünung tätig.
Chapeau!
Isabella Stickler -Obfrau der Alpenland Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft reg. Gen.?m.b.?H.: Isabella Stickler setzt sich seit Jahren für hochwertige Wohnprojekte ein, sie ist maßgeblich für die nachhaltige Entwicklung der Bauprojekte der Alpenland und der Genossenschaft selbst verantwortlich und hat das Unternehmen durch die Zertifizierung der Gemeinwohlökonomie geführt – als erste Genossenschaft! Eine wahre Powerfrau der Nachhaltigkeit und lebt echte Gemeinnützigkeit.
Hier der Link, weil’s so super ist: https://www.alpenland.ag/unternehmen/gemeinwohl
Die Zukunft gestalten
Frauen haben bereits bedeutende Fortschritte in der Bauindustrie gemacht, richtig wirksam wird unser Tun aber nur, wenn wir Strukturen ändern und so gestalten, dass es selbstverständlich wird, dass wir Frauen in allen Ebenen an der Gestaltung mitwirken und zumindest ein Drittel aller relevanten Positionen mit einer Frau besetzt ist.
Frauen, die Architektur, Nachhaltigkeit und biologisches Bauen als Instrumente zur Gestaltung einer besseren Zukunft nutzen, sind eine enorme Bereicherung für die Gesellschaft. Es ist an der Zeit, diese Frauen zu unterstützen und ihnen die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen. Gemeinsam können wir eine nachhaltigere und innovativere Bauindustrie schaffen.